Kurz nach Martinas Geburtstag flogen wir als Geschenk ins Baltikum um Lettlands Hauptstadt Riga zu besuchen. Am Freitag, dem 10. Oktober 2014 starteten wir abends mit der Baltic Air zu einem zweieinhalb Stunden Flug nach Norden. Vom Hotel Radi un Draugi mitten in der Innenstadt hatten wir einen idealen Ausgangspunkt um die Stadt zu erkunden. Als Europas Kulturhauptstadt 2014 und Jugendstil-Mekka bietet Riga viel für Besucher die sich für Kultur, Geschichte und Architektur interessieren.
Den Samstag verbrachten wir mit einem Besuch der Speicherstadt und den weitläufigen Markthallen. Riga ist als Hansestadt das Tor des Handels zwischen Osten und Westen. Früher war auch die Flussverbindung zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer und Konstantinopel über die Düna und den Dnjepr ein wichtiger Handelsweg der von Riga im nördlichen Teil kontrolliert wurde. Nur 20 Minuten von der Altstadt entfernt fanden wir am Nachmittag auf der anderen Flussseite das sogenannte 'Holz-Riga'.
Abseits der städtischen Hektik fühlt man sich in Pardaugava ins 19. Jahrhundert zurück versetzt. An beiden Straßenseiten stehen Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert, die einen Klassizismus-Holzgebäudekomplex bilden, der sonst nirgendwo auf der Welt zu finden ist! Einstöckige und zweistöckige Holzhäuser, verziert mit feinen Details. Dabei gibt es in der Kalnciema Straße 23 Gebäude aus Holz, die glücklicherweise erhalten geblieben sind im Gegensatz zum Rest von Europa, wo im größten Teil der Städte die Holzbauten bereits in den 70-er Jahren niedergerissen wurden, um Platz für modernere, jedoch unpersönliche Beton-, Glas- und Stahlbauten zu schaffen.
Auf dem kleinen Platz zwischen den Holzhäusern fand bei unserer Ankunft ein Markt statt, auf dem Speisen und handgefertigte Waren feilgeboten wurden. Neben den kleinen Ständen gab es auch ein Cafe und ein handbetriebenes Karussell auf dem die Kinder ihre Freude hatten. Eine Frau im mittelalterlichen Umhang gab ihm Schwung und untermalte das lustige Treiben mit Lauten der Tiere die sich auf dem Karussell drehten: gack, gack, gack, wau, wau.
Der Holzgebäudekomplex in der Kalnciema Straße bildet nur einen Teil des einzigartigen Charmes von Pardaugava. Diese Gegend ist von kleinen, gepflasterten und sogar sandigen Straßen und Holzgebäuden geprägt. Jedes Haus ist atemberaubend und man wunder sich, wie so etwas bis zum 21. Jahrhundert in einer Metropole erhalten geblieben ist!
Der Rückweg führte uns durch marode Siedlungen und schöne Parkanlagen über einer der drei Dünabrücken zurück in die Altstadt. Den Abend verbrachten wir im Restaurant Muusu bei leckerm Störfilet.
Bereits am Samstag hatte uns auf dem Rathausplatz ein Einheimischer angesprochen um uns eine Stadtführung anzubieten. Mit ihm - Vladimir - hatten wir uns für Sonntagmorgen vor unserem Hotel verabredet. Obwohl es am Sonntag den ganzen Tag über regnete, war Vladimirs Stadtführung ein voller Erfolg. Ganze 3 Stunden erkundeten wir mit ihm die Winkel der Altstadt und bekamen viel über die Geschichte Lettlands, der Stadt und so manche Anekdote zu hören.
Anschliessend fuhren wir zum Jugendstil-Museum im Ostteil Rigas. Dort wurde eine Wohnung im Stil des frühen 20. Jahrhunderts rekonstruiert in der man alle Zimmer besichtigen kann. Das Museum selbst liegt in dem Teil der Stadt, in dem die meisten Jugendstilhäuser stehen. So bestaunten wir auf dem Rückweg vom Museum die wunderschönen Fassaden der Häuser aus der Jahrhundertwende.
Vladimir empfahl uns während der Führung ein schönes Restaurant mit dem Namen "1221". Dort verbrachten wir unseren letzten Abend in Riga bei Pferdefleisch und Biberragout.
Oh, fast hätte ich vergessen zu erzählen was es mit den schwarzen Katzen und dem schwarzen Schnaps auf sich hat.
Zu den schwarzen Katzen gib es folgende wahre Geschichte:
Ein reicher Kaufmann wurde nicht in die Grosse Gilde der Kaufleute aufgenommen. Darüber war er so erbost, dass er ein Grundstück gegenüber der Grossen Gilde kaufte und darauf ein prächtiges Haus bauen ließ. Auf eine Turmspitze ließ er eine schwarze Katze montieren die der Grossen Gilde den Allerwertesten zeigte. Welch ein Affront! Als er dann doch aufgenommen wurde ließ er die Katze drehen.
Die Geschichte zum schwarzen Schnaps geht so:
Der Rigaer Apotheker Abraham Kunze stellte Mitte des 18. Jahrhunderts erstmals Kunzer Balsam her, wobei er auf noch ältere Rezepte aus Rigaer Apotheken zurückgriff. Der Legende nach konnte er mit seinem Trunk die russische Zarin Katharina die Große heilen, als diese in der Stadt weilte und erkrankte. Daraufhin wurde der Rigaer Schwarze Balsam in Russland und der Welt bekannt. Der Likör ist von schwarzer Farbe und bittersüßem Geschmack und wird nach einem Geheimrezept aus vielen (angeblich sind es 24) Zutaten hergestellt. Heute wird der Schnaps in scharzen Steinzeugflaschen verkauft. Es gibt ihn im Original mit goldenem Etikett, in der Version für Frauen gemischt mit schwarzer Johannisbeere mit blauem Etikett und mit Rum gemischt in der Männerversion mit rotem Etikett.