In diesem Jahr fand unsere Jungstour zum zweiunddreissigsten Mal statt. Der Plan war, in der Woche vom 9. bis 16. September, von Fürstenberg die Havel Richtung Berlin mit dem Hausboot zu befahren. Doch es kam anders. Udo und Torsten reisten mit dem Auto an und waren bereits gegen 14 Uhr vor Ort, während ich bis abends für die Strecke von Zürich bis Fürstenberg mit dem Zug brauchte.
Es wurde 19 Uhr, bis ich in der Marina von Fürstenberg am Le Boat Steg ankam. Das Personal der Marina hat uns davon abgeraten, die Havel Richtung Süden zu befahren, da es dort Berufsverkehr gibt und ab einer bestimmten Stelle eine Funkausrüstung notwendig ist, die wir nicht an Bord hatten. Stattdessen wurde uns empfohlen, die Seen westlich von Fürstenberg zu erkunden und das war ein sehr guter Ratschlag.
Die Gegend gehört zur Mecklenburgischen Seenplatte, von der insbesondere der nördliche Teil rund um den Müritzsee bekannt ist. In unserem Fahrgebiet erstrecken sich Hunderte kleine Seen, die über Kanäle und natürliche Flussläufe miteinander verbunden sind. Dadurch ergibt sich ein ganz anderes Hausbootgefühl, als wir es von Canal du Midi, der Rhone oder der Saone kannten. Diese Karte gibt euch einen Eindruck von der Seenwelt:
Während der Woche befuhren wir das Gebiet zwischen Fürstenberg im Osten, Rheinsberg im Süden, dem Flecken Zechlin im Westen und Neustrelitz im Norden. Die genaue Route kann ich nicht mehr benennen, fuhren wir doch kreuz und quer durch diese naturgeschützte Wasserlandschaft. Dabei hatten wir immer die schönen Ufer im Blick, die mit Schilf, Seerosenfeldern und dem Wald dahinter geschmückt waren. Da wir in der Nachsaison unterwegs waren, gab es relativ wenig Verkehr auf den Seen und Verbindungskanälen. Auch die Anzahl der Schleusen war viel geringer als bei unseren bisherigen Bootstouren. Diese waren teilweise bedient und teilweise automatisch betrieben. Sie befinden sich in den Übergängen zwischen den Seen und fallen durch die geringen Höhenunterschiede auf, die mit ihnen überwunden werden.
Von Samstag bis Dienstag konnten wir uns am hochsommerlichen Wetter mit Temperaturen bis zu dreissig Grad erfreuen. Der Mitwoch war verregnet und danach gab es angenehme 23 Grad und Sonnenschein. Auch die Übernachtungen unterschieden sich vom Gewohnten. Auf den Seen und Kanälen ist ein Anlegen am Ufer nicht erlaubt. Stattdessen ankert man in der Nähe des Ufers an beliebiger Stelle. Da es kaum Strömung und Wind gab, hatten wir in den Nächten keine Probleme mit ungewollten Positionsveränderungen des Bootes. Unser Boot hatte eine Länge von 13 Metern und gehört zur Elegance-Klasse. Mit drei Doppelkabinen und drei Bädern hatten wir sehr viel Platz. Über dem Salon mit Innensteuerstand führte eine Treppe auf das geräumige Oberdeck mit einem Aussensteuerstand und einer grossen Bimini. Das war mehr Komfort als wir von vorherigen Fahrten mit einem windanfälligen Sonnenschirm gewohnt waren.
Unser erster Stadtbesuch galt dem romantische Städtchen Rheinsberg im schönen Land Brandenburg. Dort füllten wir unseren Proviant (Wasser und Bier) auf und genossen Fischbrötchen am Kirchplatz. Beim zweiten Halt besuchten wir den Flecken Zechlin in dem es die Fischerhütte Gehrt gibt; ein Geheimtipp, den wir beim Schleusen erfahren hatten. Das Restaurant verfügt über einen eignen Bootssteg, bietet gutes Bier, einen eigenen Schnaps und Fischbrötchen. Am Mittwoch fuhren wir im Regen in den Norden nach Neustrelitz. Dort waren wir froh über die Hilfe des Hafenmeisters, der uns beim Anlegen im strömenden Regen half. Nach einem Stadtrundgang kehrten wir in das urige Restaurant Luisenstube ein und assen Fischbrötchen. Nein, Scherz beiseite; es gab Bratkartoffeln mit Fisch. An unserem letzten Tag besuchten wir das Städtchen an unserem Ausgangsort. In Fürstenberg kann man über den Schwedtsee fast in die Stadt hineinfahren. Wir legten am Stadtpark an und genehmigten uns erst einmal ein Fischbrötchen. Darauf folgte eine kurze Stadtbesichtigung und drei Eishörnchen auf die Hand.
Das Frühstück während der Tour fand immer an Bord statt; entweder auf dem Oberdeck oder unten im Salon. Am späten Nachmittag wurden feine Apero-Platten gereicht. In den meisten Fällen haben wir abends auf dem Boot gekocht oder auf dem Oberdeck gegrillt. Die Getränkeauswahl reichte von Maurerbomben (Bier) über Weisswein (Sauvignon Blanc aus dem gekühlten Karton) bis zum Harvey Wallbanger:
- Longdrink Glas
- Ein Finger Galliano
- Zwei Finger Wodka
- Auffüllen mit Orangensaft
- Eis
- manchmal Coconut-Cream
Doch das Beste kommt zum Schluss. Wie jedes Jahr gab es auch dieses Mal Gadgets. Dafür hatte sich Torsten etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Was möchte man haben, wenn die Sonne vom Himmel scheint, das Wasser 23 Grad warm ist und herrliche Seen zum Baden einladen? Richtig, man möchte Schwimminseln haben. Doch nicht irgendwelche, sondern eine auf die Person zugeschnittene Auswahl: Ralf bekam ein Einhorn, Udo ein Rivaboot und Torsten einen Panzer mit Spritzkanone. Beim Besteigen der Gummidinger und beim Plantschen im Wasser, hatten wir einen Riesenspass, wie man den Bildern entnehmen kann. Am Ende unserer Reise haben wir die drei Schwimmteile an ein Mädelsboot in der Marina abgegeben, um diesen Spass auch anderen Hausbootfahrerinnen zu ermöglichen.
Unsere Jungswoche war wieder einmal ganz anders als die vorherigen. Sonne, Sommer, Wasser und dolce far niente prägten unsere Bootstour. Unvergessen bleiben die Aussichten auf die Seen, gute Gespräche, wilde Tänze, ein tolles Miteinander und der Geist von vielen Jahren Männerfreundschaft. Apropos Geist - die Positionslampe auf dem Oberdeck war etwas grell, weshalb sie zuerst mit einem Brillenputztuch und danach mit einem oragnen Putzlappen abgedeckt wurde. So entstand der Tourname: Hui Buh und das Einhorn könnt ihr euch ja denken.
Und hier seht ihr alle Bilder von alten Männern mit dicken Bäuchen: