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Wind-up 2024 - Eine Gaudi

The KissDa unsere Jungs-Touren in den letzten Jahren auf Hausbooten stattfanden, entschiedenen wir uns in diesem Jahr für eine Städtereise. Keiner von uns hatte je Barcelona besucht, bzw. konnte sich nicht mehr daran erinnern. Weil eine Woche für einen Stadtbesuch etwas viel ist, entschieden wir uns für eine verkürzte Reise; fünf Tage sollten ausreichen.

Vom 7. bis zum 11. September 2024 haben wir die Hauptstadt Kataloniens erkundet. Eigentlich waren es nur vier Tage, weil die Hälfte des Samstags und Mittwochs für die An- und Abreise draufgingen. Da wir mit unterschiedlichen Flügen unterwegs waren, trafen wir uns erst am späten Samstagsnachmittag im Cafe del Centre in der Nähe unserer Unterkunft im Viertel Eixample. Einer alten Tradition folgend, arten die jährlichen Wiedersehen gerne aus, was auch dieses Mal der Fall war. Bis ich es endlich zur Bar geschafft hatte, wurde für Udo und Torsten bereits ein neues Bierfass angestochen.

Den Abend verbrachten wir in einer einfachen Gassenküche irgendwo auf der Carrer del Consell de Cent, in dem Udo viele kleine Fische verspeiste, zehnmal Knoblauchsoße nachbestellte und die anderen beiden eine schmackhafte Fideua genossen; doch dazu später mehr.

Am Sonntag war es regnerisch, weshalb wir den halben Tag mit der groben Erkundung der Stadt in zwei Hop-on-hop-off-Bussen verbrachten. Es gibt verschiedene Anbieter für Sightseeing-Touren; wir wählten diesen. Er bietet zwei Touren (rot und blau), die das gesamte Stadtgebiet abdecken:

Hop-on-Bus-Touren

Nach diesen Bustouren hatten wir einen guten Eindruck über die Sehenswürdigkeiten Barcelonas und deren Lage. Das nutzten wir als Grundlage für die Planung der folgenden Tage. Nach den Rundfahrten gingen wir hinunter zur Rambla del mar, einem Holzsteg im alten Yachthafen, der als Verlängerung der eigentlichen Rambla gesehen wird. Abends ging es zum Inder Mayura, ganz in der Nähe unserer Wohnung. Da das Restaurant ziemlich früh seine Läden schloss, verbrachten wir den Rest des Abends mit einer Flasche Rotwein aus dem Späti auf der Gasse.

Montags fuhren wir mit der U-Bahn (Hola Barcelona Travel Card) zum Hospital Sant Pau. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Krankenhaus, sondern um ein ganzes Stadtquartier, das von Antoni Gaudí im Jugendstil erstellt wurde. Dort sieht man Gaudis geniale Architektur bei jedem Blick auf die Gebäude der medizinischen Fakultät. Von dort aus schritten wir die Avinguda de Gaudi hinab zur Sagrada Familia. Gaudis in Bau befindliche Kirche ist die Hauptsehenswürdigkeit in Barcelona. Aufgrund der Ticketmodalitäten (mindestens drei Tage vorher buchen) und der Besuchermassen besichtigten wir dieses aussergewöhnliche Bauwerk nicht von innen, sondern beschränkten uns darauf, die Kirche bei einer Umrundung zu bewundern. Es lohnt sich, damit eine Weile zu verbringen, entdeckt man doch immer neue Fresken, Figuren, architektonische Besonderheiten und beginnt, Gaudis Genialität zu schätzen.

Unser nächstes Ziel war der Parc de la Ciutadella, der sich in der Nähe des Hafens befindet. Der Park ist nicht überlaufen und bietet eine Gelegenheit zum Ausruhen. Wir bezogen vor dem Brunnen Font de la Cascada Stellung, genossen ein Kaltgetränk und liessen den Park und die Besucher auf uns wirken. Danach ging es weiter Richtung Meer, wo gerade die Segelregatta America’s Cup stattfand. Der Veranstalter hatte dort eine Fanmeile mit Trink-, Ess- und Merch-Ständen aufgebaut. Wir waren davon wenig begeistert; zu viel Selbstbeweihräucherung, zu wenig Segelfeeling.

Weiter ging es mit der Standseilbahn auf Barcelonas Hausberg, den Montjuic. Für die Weltausstellung 1929 wurden auf dem Berg Paläste, Pavillons, Parks, ein botanischer Garten, Sportstadien sowie Ausstellungsräume angelegt. Einige dieser Gebäude blieben bestehen und dienen heute als Museum. Die olympischen Sportstadien wurden renoviert und weitere wurden für die Olympischen Spiele von 1992 hinzugebaut. Auf der Spitze des Berges befindet sich eine Burg, die wir per Seilbahn erreichten. Ausser einem traurigen Gitarrenspieler im Leoparden-Dress, hatten wir die Aussicht auf ein Rennen der Segelregatta vor dem Hafen.

Die Seilbahnen fuhren uns wieder hinab vom Montjuic zur Altstadt, die sich am Fusse des Hügels befindet. Über die Carrer Nou de la Rambla gelangten wir zur Placa Reial, einem schönen Platz, der für seine Kandelaber und Arkaden bekannt ist. Dort kehrten wir in eine Tapas-Bar ein, genossen die Spezialitäten und verbrachten ein paar schöne Stunden. Auf dem Platz vor der Kathedrale, der Avinguda de la Catedral, führten einigen Breakdancer und Musikanten ihre Künste vor.

Den Plan für Dienstag hatten wir beim Abendessen auf einem Papier-Set notiert:

Planungs-Sketch

.. doch es sollte anders kommen. Mit dem Bus fuhren wir zum alten Olympiastadion, welches zurzeit dem FC Barcelonas als Fussballplatz dient, da das eigentliche Stadion gerade umgebaut wird. Nachdem wir genug vom Berg gesehen hatten, führte unser Weg über das imposante Gebäude des Museu Nacional d'Art de Catalunya hinab entlang der Plaça de les Cascades (wo wir eine Weile einer Konzertprobe zuhörten) bis zur Plaça Espanya.

Nach einem Abstecher in einen Gitarrenladen, stand als Nächstes die Besichtigung der Kathedrale auf unserem Programm. In dieser gotischen Kirche werden 13 Gänse gehalten.

"Der Legende nach waren bei den Bauarbeiten im 14. Jahrhundert eine Schar von Gänsen anwesend, die durch ihr Geschnatter einen Einbruch gerade noch verhindert hatten. Man dankte es ihnen und richtete dieses effektive Alarmsystem ein, das nunmehr seit 600 Jahren jeden Einbrecher abgeschreckt hat. Die Zahl 13 symbolisiert das Alter in dem die heilige Eulalia im Jahre 303 von den Römern ermordet wurde. Das Mädchen wollte seinen christlichen Glauben nicht verleugnen und bezahlte diese Standfestigkeit mit dem Leben."

Leider haben wir die Gänse nicht gesehen, weil uns der Eintrittspreis zu hoch erschien. Ausserdem hatten Torsten und Udo keinen Bock darauf. Der Weg führte uns dann zur Markthalle Santa Caterina, deren Stände aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bereits ihre Rollladen geschlossen hatten. Stattdessen genossen wir ein ausgezeichnetes Mahl an der Ecke der Markthalle namens Santa Caterina Cuines.

"Wer nach Barcelona aus kulinarischen Gründen kommt, wird nicht enttäuscht. Zwar konnten wir nur ein Bruchteil des Angebots kosten, dafür empfehlen wir eine Spezialität. Es gibt eine katalanische Variante der Paella, die Fideuá. Diese wird nicht mit Reis, sondern mit kurzen Fadennudeln angerichtet und schmeckt nach meiner Meinung besser als die bekannte Reis-Paella."

Anschliessend schlenderten wir weiter durch die Altstadt und kehrten in das pitoreske Eckcafe Caelum zu Kaffee und Kuchen ein. Dort gibt es herrliche Süssspeisen und eine echte Mandel-Horchata. Unserem Plan folgend wollten wir in einem Parkhaus Pita oder Pizza zu Abend essen. Stattdessen landeten wir wieder im Café del Centre, in dem wir uns schon am ersten Abend getroffen hatten. Dort degustierten wir reichlich Schnaps aus dem Fass.

Der Mittwoch stand im Zeichen der Abreise. Ich musste mittags zum Flughafen fahren, während Udo und Torsten erst am Abend abflogen. Wie jeden Tag genossen wir das Frühstück in der Fussgängerzone von Eixample, und zwar im Cafe Roger. Torsten und Udo verbrachten den Rest des Tages an der Strandpromenade. Udo erstand noch ein America’s Cup Shirt und die beiden stopften Burger mit schwarz gefärbten Buns in sich hinein, gefolgt von Bier und schnell schmelzendem Eis. Die Völlerei hatte einen Grund: "Warum liegen so viele Yachten im Hafen, mit denen keiner fährt?"

Es hat sich gelohnt, die Hausboot-Serie durch eine Städtetour zu unterbrechen. Insbesondere, wenn es sich um eine Stadt wie Barcelona handelt. Obwohl die katalanische Metropole touristisch überlaufen ist, findet man Sehenswürdigkeiten, die nicht überlaufen sind und deren Besuch sich dennoch lohnt. Doch eines steht fest; im nächsten Jahr gehen wir wieder aufs Boot. Dicker Max, wir freuen uns auf dich 🙂

Unsere Bilder: